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Frohlocken aus der Back-Küche

Meine Hände arbeiten fast von allein, der Teig ist samtig und formt sich, es fehlt noch Mehl. Das Bild in meinem Kopf hat Wärme, Lachen und ein Gefühl von Heimat breitet sich in mir aus. Ich sehe meine Mutter, wie sie in der Küche in Kroatien steht und wie sie, wie ich jetzt, den Teig durch Ihre Hände formt. Es wird sicher ein schönes Sommerfest werden, alle Nachbarn der Straße kommen zusammen, wie jedes Jahr. Jeder bringt etwas mit, aber Kifle – herzhaft oder süße gefüllte Teigtaschen – die dürfen nicht fehlen. Für die Kinder gibt es eine neue Kreation, gefüllt mit Kinderschokolade. Ich sehe die verschmierten Gesichter schon vor meinem inneren Auge, wie glücklich sie sein werden.

Ein anderer Tag ein anderer Anlass. Der Duft von Kardamom, Muskat und Rosenwasser liegt schwer in der Luft. Ich backe persischen Duftkuchen. Manche nennen ihn auch Liebeskuchen. Es steckt die ganze Liebe der Gewürze in diesem Kuchen. Heute ist Kirchcafé in der Mutter von Guten Rath. Nach dem Gottesdienst kommen wir zusammen und teilen vor allem Zeit miteinander. Ich nehme den orientalischen Duft auf und streue noch einen Hauch Puderzucker über den fertigen Kuchen und pflücke noch eine verführerisch vom Regen glänzende Rose aus meinem Garten.

Durch das geöffnete Fenster singen die Vögel in meine Küche. Der Garten blüht und überall sind die Farben des Frühlings zu sehen. Ich verteile den Teig auf das Backblech. Diesmal mache ich extra ein Blech mehr, denn es werden viele Menschen erwartet, denen bei selbstgebackenen Kuchen für einen Moment am Tag die Normalität gegeben wird. Diesen Nachmittag in der Teestube soll die ganze Pracht des Frühlings Einzug halten. Ein Blech verziere ich mit kandierten Zitronen, ein anderes mit Lavendelblühten, sicher macht auch die Liebe zum Detail den Unterschied. Das ist meine Art das füreinander Dasein zu stärken, auch Menschen, denen die Gesellschaft nicht viel Raum gibt, die Last des harten Alltags für ein paar Stunden zu nehmen.

Alle Freunde und meine Kinder sind heute da, wir feiern, dass wir uns haben. Ich habe von allem ein bisschen, naja eine Menge gemacht. Es bleibt sicher wieder zu viel übrig, aber während ich so in der Küche stand, fiel mir immer mehr ein, was ich backen könnte. Meine Tochter liebt selbstgemachte Kreppel, für meinen Sohn die Mandel-Haferkekse, mein Mann mag alles mit Mohn - ich arbeite mich durch die Rezepte in meinem Kopf in Vorfreude, dass wir alle zusammen sein werden. Und alles, was wir nicht schaffen, werde ich an die Nachbarn verschenken, die meine kleinen Naschereien und damit auch uns in Ihre Herzen schließen.

Meine Passion: Das Gefühl, das ich beim Backen habe, die Gerüche, die Gewürze, die Farben machen mich glücklich und je nach Jahreszeit, Anlass und den Menschen, die Zusammenkommen, all das als ein Teil davon an andere weiterzugeben.