Die neue Kirche mit Leben füllen
In Goldstein hat Bischof Georg Bätzing die neue Kirche St. Johannes geweiht und die Gemeinde eingeladen, den Neubau „zu erobern“. Die Weihe einer neuen Kirche ist in Deutschland äußerst selten.
„Neue Zeiten erfordern neue Wege.“ Mit diesen Worten hat Bischof Georg Bätzing den Grundgedanken der neuen Erlebniskirche Sankt Johannes der Täufer in Goldstein beim feierlichen Weihegottesdienst am Sonntag beschrieben. Denn genau das will man in der neuen Kirche, die luftig, hell und freundlich geworden ist: Die Menschen einladen, gemeinsam mit Gott zu leben, aufzubrechen und Neues zu schaffen. Nichts vom Guten der alten Zeit gehe einfach so verloren, sagte Bischof Bätzing. „Aber es soll uns auch nicht so binden, dass wir nicht fähig wären, den Menschen heute Angebote des Glaubens, der Lebensdeutung und der Gottesbegegnung zu machen.“
Fünf lange Jahre haben Abriss und Neubau gedauert. Kein Wunder, dass Pfarrer Werner Portugall, Gemeindereferentin Christine Sauerborn-Heuser und ihrem ehrenamtlichen Leitungsteam Dankbarkeit, Stolz und Rührung beim Weihegottesdienst deutlich anzumerken waren – trotz der medizinischen Masken.
Nur noch nach vorne blicken
„Es waren Jahre der Unsicherheiten, der Hoffnungen und Enttäuschungen, des Engagements vieler ehrenamtlicher und pastoraler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, des Arbeitens vieler Planerinnen und Planer, Handwerkerinnen und Handwerker“, fasste Ralf Karg, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates von St. Jakobus, die turbulente Bauzeit in seiner Begrüßung zusammen. Doch nun will man in Goldstein nur noch nach vorne blicken.
Die Weihe der vom Kölner Architektenpaar Prof. Ulrich und Ilse Königs entworfenen neuen Kirche war der letzte und wichtigste Schritt, um sie endlich ganz in Besitz nehmen zu können. Denn erst sie macht den Bau zum Gotteshaus. Im fast zweistündigen Gottesdienst wurden zunächst die Osterkerze angezündet und das Weihwasser gesegnet. Danach wurde der Altar mit Weihwasser besprengt und an fünf Stellen gesalbt in Erinnerung an die fünf Wunden Christi. Bischof Bätzing und Pfarrer Portugall entzündeten gemeinsam Wachsdochte an den fünf Stellen, auf denen anschließend Weihrauch verbrannt wurde. Zur Weihe des Altars gehörte auch die erneute Einsetzung von Reliquien der Katakombenheiligen Christianus und Coelestina, die bereits im alten Altar der vorherigen Kirche geruht hatten. Zuletzt ging der Bischof mit den Gemeindereferentinnen Christine Sauerborn-Heuser und Heike Roth sowie den beiden ehrenamtlichen Leiterinnen der Erlebniskirche zur Osterkerze und überreichte ihnen per Docht das Feuer, mit denen die Frauen alle Kerzen in der Kirche entfachten, wie es jüdische Frauen zu Beginn der häuslichen Feier am Sabbat tun.
4 Kirchen in 15 Jahren
Es war ein Gottesdienst, wie ihn sicher die wenigsten schon einmal mitgefeiert haben. Denn die Weihe einer neuen Kirche ist in Deutschland äußerst selten: In den vergangenen 15 Jahren sind nur vier Kirchen im Bistum Limburg neu geweiht worden. Deshalb – und aufgrund der langen Bauzeit mit vielen Höhen und Tiefen – war es für die 60 Gäste in der Kirche und die gut 200 Menschen, die sich im Goldsteinpark zum Public Viewing des Gottesdienstes versammelt hatten, ein ganz besonderes Erlebnis.
Bischof Georg Bätzing, für den persönlich es die zweite Kirchweih im Bistum ist, lobte das neueste Gotteshaus: „Man spürt, was der Raum aussagen möchte, und dass Menschen hier zuhause sein dürfen.“ Der Bischof dankte allen, die sich mit viel Herzblut in das Projekt eingebracht haben. Die Menschen der Gemeinde lud er dazu ein, die neue Kirche in der nächsten Zeit zu erobern – „mit ihrem Gebet, mit ihren Sinnen und ihrem Glauben.“